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Aus der Welt der Literatur
2011-02-20 | Nacht (Hermann Hesse / Die Gedichte / Suhrkamp / ISBN 3-518-36881-8) |
Hermann Hesse (1877 – 1962) schrieb im Laufe seines Schaffens – neben zahlreichen Romanen, Erzählungen und Essays – annähernd 1500 Gedichte, und viele davon handeln von wehmütigem Erinnern an Kindheit und Jugend, von Verlust und Vergänglichkeit, von der Endlichkeit aller Dinge. Dabei spannt er den Bogen weit, schwankt zwischen Zagen und Hoffen, ein Wanderer zwischen banger Zuversicht und schierer Verzweiflung.
Seine Gedichte sind oft nur wenige Zeilen lang, doch sie reichen hinunter bis auf den Grund der Seele, fügen jene sachten, oft kaum wahrnehmbaren Verwundungen zu, die es neben den großen Schmerzen gibt.
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Nacht (Hermann Hesse)
Ich habe meine Kerze ausgelöscht;
Zum offenen Fenster strömt die Nacht herein,
Umarmt mich sanft und läßt mich ihren Freund
Und ihren Bruder sein.
Wir beide sind am selben Heimweh krank;
Wir senden ahnungsvolle Träume aus
Und reden flüsternd von der alten Zeit
In unsres Vaters Haus.
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