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Aus der Welt der Literatur
2006-07-04 | Ach oder Lichte Gedichte (Robert Gernhardt) |
Sterben, Tod, Vergänglichkeit. Zu allen Zeiten verdrängt und tabuisiert, doch allem Leben von Beginn an unentrinnbar mitgegeben. Früher oder später übermannt das Ungeheuerliche dieser Gewißheit jeden von uns, läßt uns schweißnaß hochfahren in der Nacht.
Auch Robert Gernhardt schrieb mit den Jahren oft über jenen letzten, einsamen Weg des Menschen, der keine Umkehr kennt. Das nachstehende Gedicht, dessen letzte Zeile den Atem stocken läßt, entstammt seinem Werk „Lichte Gedichte“ aus dem Jahre 1997.
Vor wenigen Tagen starb Robert Gernhardt, eine große literarische Stimme ist für immer verstummt.
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Ach oder
Lichte Gedichte
Ach, noch in der letzten Stunde
werde ich verbindlich sein.
Klopft der Tod an meine Türe,
rufe ich geschwind: Herein!
Woran soll es gehn? Ans Sterben?
Hab ich zwar noch nie gemacht,
doch wir werd´n das Kind schon schaukeln –
na, das wäre ja gelacht!
Interessant so eine Sanduhr!
Ja, die halt ich gern mal fest.
Ach – und das ist Ihre Sense?
Und die gibt mir dann den Rest?
Wohin soll ich mich jetzt wenden?
Links? Von Ihnen aus gesehen?
Ach, von mir aus! Bis zur Grube?
Und wie soll es weitergehn?
Ja, die Uhr ist abgelaufen.
Wollen Sie die jetzt zurück?
Gibt´s die irgendwo zu kaufen?
Ein so ausgefall´nes Stück
Findet man nicht alle Tage,
womit ich nur sagen will
- ach! Ich soll hier nichts mehr sagen?
Geht in Ordnung! Bin schon
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